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Neonatologie
Der Bereich Neonatologie an der Uniklinik Köln umfasst die Versorgung von Hochrisikofrühgeborenen und reifen Neugeborenen mit lebensbedrohlichen angeborenen und erworbenen Erkrankungen. Aufgrund der interdisziplinären Zusammenarbeit eines multiprofessionellen Teams stellt die Neonatologie ein Perinatal-Zentrum Level I dar.
Neugeborenen-Notarzt
Telefon +49 221 478-4497
Perinatal-Zentrum Level I
Die neonatologische Intensivstation erfüllt in Verbindung mit den Bereichen Geburtshilfe und Pränataldiagnostik alle erforderlichen Kriterien für ein Level-I-Zentrum in der Neonatologie.
Im Bereich Neonatologie werden jährlich zwischen 700 und 800 Frühgeborene und kranke Neugeborene mit Krankheitsbildern aus dem gesamten Spektrum der Neugeborenenmedizin behandelt, davon über 100 Kinder mit einem Geburtsgewicht unter 1500 g (very low birth weight, VLBW infants). Die Stationen verfügen über eine personelle und apparative Ausstattung, die den Einsatz aller modernen Therapieverfahren ermöglicht. Dazu gehören neben der herkömmlichen Beatmung auch die Hochfrequenzoszillationsbeatmung (HFOV) sowie die neurologisch angepasste Beatmung (NAVA) und die Beatmung mit inhalativem Stickstoffmonoxid (iNO). Gerade für kranke Neugeborene mit angeborenen Lungenerkrankungen, Herzerkrankungen und Infektionen kann der Einsatz dieser Verfahren lebensrettend sein.
Im Jahr 2011 wurden zum Beispiel 121 Frühgeborene mit einem Geburtsgewicht unter 1.500 g versorgt, womit wir eines der Zentren sind, das die meisten dieser Kinder in Deutschland versorgt. In den letzten 5 Jahren (2007-2011) waren dies 542 Patienten.
Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf der Versorgung von Neugeborenen mit Geburtsgewichten unter 1.000 g. Die Nachsorge erfolgt über das Sozialpädiatrische Zentrum. Ein besonderer Augenmerk liegt auf den Prinzipien der entwicklungsfördernden Pflege.
Betreuung Frühgeborener
Frühgeborene sind häufig bei Geburt nicht im eigentlichen Sinne krank, sie sind allerdings durch die zu frühe Geburt gezwungen, sich an eine Umgebung anzupassen, für die sie noch nicht geschaffen sind.
Zwar ist einerseits unbestreitbar, dass die medizinischen Entwicklungen der letzten Jahrzehnte es ermöglichen, einen Teil der Funktionen des Mutterleibes soweit zu ersetzen, dass auch sehr kleine Frühgeborene überleben können, jedoch ist auch bekannt, dass es durch den Einsatz intensivmedizinischer Maßnahmen zu Schäden an den sehr empfindlichen, unreifen Organen kommen kann.
Außerdem kann keine intensivmedizinische Maßnahme die spezifische Situation ersetzen, die das Kind im Mutterleib in der Symbiose mit der Mutter erfährt. Es ist daher Ziel der modernen Neonatologie, Intensivmedizin so viel wie nötig, aber so wenig und so behutsam wie möglich einzusetzen, um gleichzeitig die Voraussetzung für einen möglichst intensiven Kontakt mit den Eltern zu schaffen, der für eine ungestörte Entwicklung des Kindes von essentieller Bedeutung ist.
Wir fühlen uns in unserer Klinik einer derartigen entwicklungsfördernden Betreuung der Frühgeborenen verpflichtet. Bei der Ernährung des Kindes stehen Muttermilch und Stillen im Vordergrund.
Im Rahmen der allgemeinen Unreife der sehr kleinen Frühgeborenen stellt die Funktion der Lunge ein besonders gravierendes Problem dar, da einerseits die unzureichende Funktion der Lunge eine akute und unmittelbare Lebensbedrohung bedeutet, andererseits aber auch die deswegen häufig notwendige maschinelle Beatmung die sehr empfindlichen Lungen schädigen kann. Zudem werden durch die maschinelle Beatmung häufig weitere Maßnahmen wie zum Beispiel Blutentnahmen oder medikamentöse Begleittherapien erforderlich, die die Kinder belasten und die Möglichkeit des Eltern-Kind-Kontaktes einschränken.
Unser Ziel ist es daher, Strategien zu entwickeln, die eine maschinelle Beatmung bei sehr kleinen Frühgeborenen vermeiden helfen. Dabei kommt der engen Zusammenarbeit mit den Geburtshelfern und Narkoseärzten eine große Bedeutung zu, durch die es gelingt, die Kinder bei drohender Frühgeburt bereits im Mutterleib durch eine einmalige Cortisongabe auf die notwendige Lungenatmung nach der Geburt vorzubereiten und sie während der Geburt so zu begleiten, dass es nach der Geburt zum Einsetzen einer eigenen Atemtätigkeit kommt.
Sehr kleine Frühgeborene, die selbständig atmen, haben häufig dennoch Probleme durch die Lungenunreife, da ihnen in der Lunge ein Stoff fehlt, der verhindert, dass die Lungenbläschen am Ende der Ausatmung zusammenfallen, der sogenannte Surfactant. Zudem ist die Entwicklung der Feinstruktur der Lunge noch unvollständig. In diesen Fällen kann man den Kindern häufig durch eine Atemunterstützung helfen, bei der über eine Nasenmaske ein kontinuierlicher positiver Druck appliziert wird, gegen den die Kinder ausatmen. Dadurch werden die Lungenbläschen am Ende der Ausatmung offen gehalten. Dieses Verfahren nennt man CPAP (continuous positive airway pressure). Es ermöglicht zwar bei vielen Kindern die Vermeidung von Beatmung und bekämpft die Auswirkungen des Surfactantmangels, beseitigt ihn aber nicht.
Surfactant ist jedoch seit über 20 Jahren als Medikament verfügbar und kann bei beatmeten Kindern über den Beatmungsschlauch direkt in die Luftröhre gegeben werden und damit ursächlich den Surfactantmangel beseitigen. Diese Therapie wurde Kindern mit CPAP-Atemunterstützung lange vorenthalten.
Wir haben im Jahre 2002 an unserer Klinik ein Verfahren entwickelt, Surfactant unter CPAP-Therapie über eine dünne Sonde von etwa 2 mm Durchmesser in die Luftröhre zu geben. Dieses Verfahren ermöglicht es, den Vorteil der Beatmungsvermeidung durch die CPAP-Therapie mit dem Vorteil der Surfactanttherapie zu verbinden. An unserer Klinik führte die Einführung des Verfahrens sogar bei den kleinsten Frühgeborenen mit einem Geburtsgewicht unter 1000 g zu einer Senkung der Beatmungshäufigkeit von 77 auf 48 Prozent, gleichzeitig sank die Sterblichkeit und die Rate von Hirnblutungen.
Das Verfahren wurde in zwei großen klinischen Studien hinsichtlich seiner Anwendbarkeit, Wirksamkeit und Sicherheit untersucht. Die Ergebnisse der ersten multizentrischen Studie wurden im Jahr 2011 publiziert (Göpel, Kribs / Ziegler et al. Lancet 378: 1627-34, 2011). Die zweite Studie (Ninsapp) konnte 2012 abgeschlossen werden, die Auswertung steht an.
Das Verfahren wurde mittlerweile von zahlreichen deutschen Zentren übernommen.